Seite erstellt am 18.08.1998
 Seite aktualisiert am 27.03.2017

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Fachkreis Gerontopsychologie

Mobilität einschließlich Fahreignung

Problemstellung

2003 waren Senioren im Straßenverkehr - Alter über 65 Jahre - deutlich stärker gefährdet als noch vor einem Jahr; die Zahl der getöteten Senioren stieg besonders deutlich, um 8,6%. Bedingt durch den demographischen Wandel wird sich dieser Trend - und damit die gesellschaftliche Bedeutung des Problems - weiter fortsetzen.

Nähere Analysen zu den polizeilich erfassten Unfalldaten (z.B. Hoffman 2003) zeigen ferner für Senioren z.B.

  • zunächst vor allem, dass die Verkehrs- Unfallwahrscheinlichkeit deutlich geringer ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (pro 100 000 der Altersgruppe verunglücken 245 Senioren gg. 542 - also mehr als doppelt so viele - in der Gesamtpopulation),
  • dass unter den verunglückten Senioren sich mehr Fußgänger und Radfahrer, hingegen weniger PKW- Fahrer finden,
  • dass bei verunglückten Senioren andere Unfallursachen vorherrschen, nämlich viel häufiger Missachtung der Vorfahrt, hingegen sehr viel seltener unangepasste Geschwindigkeit als in der Gesamtbevölkerung,
  • dass in hohem Alter (ab ca. 80 Jahre) qualitative Verschiebungen auftreten, etwa sehr erheblich steigendes tödliches Verletzungsrisiko im Fall eines Fahrradunfalls oder bei PKW- Unfällen deutliche Zunahme des Anteils der Mitfahr- Unfälle.

Aufgaben für Psychologen

Wie generell im Bereich der Verkehrs- und Unfallprävention findet sich ein umfangreicherer Fundus an psychologischen Fachbeiträgen und berufspraktischen Leistungen, die sich mit Mobilität und Verkehrssicherheit von älteren Menschen in Deutschland (z.B. Tränkle 1994, Schlag/ Megel 2002) wie auch international befassen.

Dazu zählen auch mehrere Zielgruppenprogramme des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (z.B. Ältere aktive Kraftfahrer, Ältere Fußgänger im Straßenverkehr).

Projekte des Instituts für Psychogerontologie der Universität Erlangen-Nürnberg befassen sich mit Anspracheformen der Verkehrsaufklärung älterer Menschen (Ende der 90er Jahre abgeschlossen) und neuerdings (Kaiser, H.J./ Kraus, B. 2004) mit Mobilität für ältere Menschen als Herausforderung für die Gesellschaft..
Die ganz überwiegende Zahl der Studien und Publikationen erfolgt in Auftrag oder in unmittelbarer Koordination mit der Bundesanstalt für Straßenwesen.

Aktuelle Problemschwerpunkte

beziehen sich u.a. auf drei Bereiche:

  • Differentialdiagnostik: Entwicklung von Verfahren zur Erfassung individueller psychischer Fahreignungsvoraussetzungen im Alter
  • Verkehrs-Rechtspsychologie: Instrumente zur individualgerechten Festlegung bedingter Formen der Fahrerlaubnis und Bewertung von - vorhersehbaren - Vorstößen auf europäischer Ebene, die lebenslange Gültigkeit der individuellen PKW- Fahrerlaubnis einzuschränken
  • Gesellschaftspolitisch: zur Gewährleistung der Mobilitätsbedürfnissen von Senioren.

Literatur

Tränkle, U. (Hg.): Autofahren im Alter. Bonn: Dt.Psychologenverlag 1994

Schlag, B., Megel, K. (Eds.): Mobilität und gesellschaftliche Partizipation im Alter.
Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Stuttgart: Kohlhammer (Band 230) 2002

Hoffmann, H.J.: Ältere Menschen im Straßenverkehr - stärker geführdet? St.MonHeft BW / / 2003, 35-38