Seite erstellt am 18.08.1998
 Seite aktualisiert am 27.03.2017

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Neues aus der Allianz für Gesundheitsförderung

Mail-Information von:

Prof. Dr. Eberhard Göpel
Hochschule Magdeburg-Stendal, FB Sozial- und Gesundheitswesen
Breitscheidstr. 2, 39114 Magdeburg
Tel.: 0391 - 886 4304, Fax: 0391 - 886 4736
email: eberhard.goepel@sgw.hs-magdeburg.de

 

Eberhard Göpel schrieb am 22.11.2001:

Betreff: Allianz für Gesundheitsförderung

 

Liebe KollegInnen,

Wir möchten Sie hiermit über aktuellen Entwicklungen informieren, die für die Allianz für Gesundheitsförderung von Bedeutung sein können.

1. Abstimmungsprozesse über die Bundesvereinigung für Gesundheit sind leider weiterhin mühselig, da dort die Ressourcen fehlen, um gemeinsame Beratungen systematisch vorzubereiten und zu unterstützen. Herr Prümel-Philippsen hat sich aber bereit erklärt, alle wesentlichen Ergebnisse der Beratungen der AG5 „Prävention und Selbsthilfe" des „Runden Tisches" des BMG auf der Web-Seite der BfG (www.bvgesundheit.de) zugänglich zu machen. Es scheint dort eine langsame Öffnung in Richtung Gesundheitsförderung zu geben, aber die bisherigen Vorschläge bleiben leider noch weit hinter dem zurück, was bei der Gründung der Allianz für Gesundheitsförderung im letzten Jahr für sinnvoll und notwendig erachtet wurde.

Eine erhebliche Barriere bildet weiterhin die geringe Bereitschaft des BMG, sich des Thema´s Gesundheitsförderung in der Perspektive der Ottawa-Charta der WHO und einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik anzunehmen.

Fortschritte sind daher gegenwärtig eher in anderen Ressorts der Bundesregierung zu verzeichnen: Frauengesundheitsbericht beim BMJFFS, Gesundheitsfördernde Arbeitsumwelten beim BMA, Ernährung und Gesundheit beim Ministerium für Verbraucherschutz, soziale Stadt beim BMVBW. Eine Koordination dieser Aktivitäten auf der Ebene der Bundesministerien gibt es gegenwärtig kaum – eher missgünstige Ressortabgrenzungen. Zwei Bemühungen sollten in diesem Zusammenhang jedoch gewürdigt werden:

  • Die Entwicklung von Gesundheitszielen (Zwischenergebnisse und Beteiligungsmöglichkeiten unter www.gesundheitsziele.de)
  • Die interministeriellen Beratungen zur Nachhaltigkeit, die zu Empfehlungen im Kontext der Konferenz „Rio+10" führen sollen. (Einladung zur Beteiligung unter www.nachhaltigkeitsrat.de)

Auch im Rahmen der Enquéte-Kommission zum Bürgerschaftlichen Engagement werden Vorschläge erarbeitet, die den Aspekt der bürgerschaftlichen Beteiligung für eine zukunftsfähige Gesundheitspolitik hervorheben und die Notwendigkeiten einer aktiven Gesundheitsförderung betonen. Nicht zu erkennen ist gegenwärtig, dass eine der politischen Parteien in ihrer Programmentwicklung für die Bundestagswahl 2002 bisher auf die Möglichkeiten einer aktiven Gesundheitsförderungs-Politik eingeht. Es gibt also in dem kommenden Jahr noch Einiges öffentlich zu vermitteln. Diskussionsvorschläge, die für produktive Aufregung in den politischen Debatten führen können sind z.B.

  • Bildung eines „neuen" Bundesministeriums für Gesundheitsförderung und nachhaltige Lebensweisen unter Auflösung des bisherigen BMG und BMJFFS und der Integration von relevanten Abteilungen aus BMU, BMVV und BMA.
  • Systematische Neuordnung der nachgeordneten Bundes-Oberbehörden im Bereich der Gesundheit, Umwelt, Verbraucherschutz unter Halbierung des Personals und Verdoppelung der Projektmittel
  • Neuordnung und Verlagerung der BZgA an das Hygiene-Museum in Dresden, da die wesentlichen Initiativen für die Gesundheitsförderung in den nächsten Jahren eher an der Oder als am Rhein stattfinden müssen.
  • Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer um jährlich 5 Prozent für die nächsten 5 Jahre zum Aufbau des ZukunftsFonds Gesundheitsförderung und lokale Infrastrukturen der Gesundheitsförderung.

2. Der Rahmen einer integrierenden Gesundheitsförderungs-Politik wird in einer neu erscheinen Publikation von K. Kellermann, N. Konegen, F. Staeck (Hrsg.) zum Thema „Aktivierender Staat und aktive Bürger" (Mabuse – Verlag, Frankfurt 2001) weiter konkretisiert. Wir haben in der Anlage zwei Kapitel-Einleitungen beigefügt und empfehlen Ihnen dieses Buch sehr zur Lektüre.

3. Für die Entwicklung einer wirksamen Gesundheitsförderung hat eine aktive Beteiligung der Umweltverbände eine erhebliche Bedeutung. In einem Beitrag für das BUND-Magazin habe ich daher für ein aktives Engagement geworben. Mit mehr als 300.000 Mitgliedern zählt der BUND zu den großen Umweltverbänden. Auf der Bundesdelegiertenkonferenz am 15. – 18. 11. 2001 wurde beschlossen, die Themen „Umwelt und Gesundheit" und „Gesundheitsfördernde Lebensweisen  künftig stärker zu bearbeiten und Perspektiven einer nachhaltigen Gesundheitsförderung öffentlich zu thematisieren.

Der Arbeitskreis „Umwelt und Gesundheit" ist für eine aktive Mitarbeit von InteressentInnen offen (Kontakt: BUND-Geschäftstelle, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin).

4. Unsere Bemühungen, eine Ziel-Patenschaft für ein Qualifizierungs-Netzwerk Gesundheitsförderung zu gewinnen, sind erfolgreich verlaufen. Durch die Unterstützung des Projektes Hochschulen für Gesundheit an der Hochschule Magdeburg-Stendal kann im Frühjahr 2002 mit einer projektorientierten Weiterbildung im Bereich „Gemeindebezogene Gesundheitsförderung" begonnen werden. Die Hochschule wird die Studienorganisation übernehmen, die Studienmaterialien zur Verfügung stellen und ein Zertifikat für „Gesundheitsmanagement im kommunalen Bereich" vergeben. Die erste Ausschreibung ist in der Anlage beigefügt. Angestrebt werden nun Kooperationsvereinbarungen mit regionalen Bildungspartnern, die die Organisation der lokalen Kursgruppen übernehmen und die Projektarbeit im Bereich gemeindeorientierter Gesundheitsförderung unterstützen. Organisationen der Allianz für Gesundheitsförderung können als institutionelle Kooperationspartner einbezogen werden. Interessensbekundungen bitte bis zum 15.01.2002 an das Organisationsbüro

  • Projekt Hochschulen für Gesundheit
    FB Sozial- und Gesundheitswesen
    Hochschule Magdeburg- Stendal
    Breitscheidstr. 2
    39114 Magdeburg
    Tel. 0391/ 8864713
    email: ines.mula@sgw.hs-magdeburg.de

Dort können die Ankündigungs-Flyer auch in größerer Zahl zum Verteilen angefordert werden.

Ein Vorbereitungstreffen findet am 25./26.1.2002 in Soest/ Westfalen statt.

5. Aufmerksam machen möchte wir Sie auch auf den Start des europäischen Studienganges „Health Promotion and Sustainability in Europe" im März 2002 an der Hochschule Magdeburg- Stendal. Es handelt sich um den ersten Postgraduierten- Studiengang zur Gesundheitsförderung in Deutschland, der in einem europäischen Hochschul- Konsortium geplant wurde und der zum Studienanschluss eines „ European Master in Health Promotion" führt. Die Professionalisierung und wissenschaftliche Unterfütterung der Gesundheitsförderung soll durch dieses, von der EU- Kommission und dem Land Sachsen-Anhalt geförderten Studienangebote in einem europäischen Kooperationszusammenhang gefördert werden. Von Interesse ist dieses Studienangebot vor allem für Personen und Organisationen, die eine Beteiligung an europäischen Projekten und Netzwerken anstreben und sich entsprechende Kooperationen erschließen wollen.

Kontakt: stefan.etgeton@sgw.hs-magdeburg.de

6. Ein Jahr nach Beginn der Initiative für eine Allianz für Gesundheitsförderung in Deutschland sind also einige Fortschritte zu verzeichnen, auch wenn es noch keine tragfähige Organisationsform für die Initiative gibt. Es bedarf weiterhin einer historischen Gelassenheit, um die von der WHO bereits in den 70-iger Jahren propagierte, partizipative Neuorientierung in Deutschland zu verwirklichen. Das öffentliche Interesse wächst aber deutlich. Die Bereitschaft des Bayerischen Fernsehens, ggf. eine Fernseh-Serie zu Projekten und neuen Ansätzen der Gesundheitsförderung zu produzieren, ist eine Beleg dafür (siehe Anlage) und vielleicht ein Ansporn.

Die Gesundheitsakademie bereitet daher für den 25./26.1.2002 in Soest-Westfalen eine weitere Beratung für alle InteressentInnen an der Allianz-Initiative vor, auf die wir Sie bereits jetzt aufmerksam machen wollen, damit Sie den Termin einplanen können.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Eberhard Göpel