Mail-Information von:
Prof. Dr. Eberhard Göpel
Hochschule Magdeburg-Stendal, FB Sozial- und Gesundheitswesen
Breitscheidstr. 2, 39114 Magdeburg
Tel.: 0391 - 886 4304, Fax: 0391 - 886 4736
email: eberhard.goepel@sgw.hs-magdeburg.de
Eberhard Göpel schrieb am 22.11.2001:
Betreff: Allianz für Gesundheitsförderung
Liebe KollegInnen,
Wir möchten Sie hiermit über aktuellen Entwicklungen informieren, die für
die Allianz für Gesundheitsförderung von Bedeutung sein können.
1. Abstimmungsprozesse über die Bundesvereinigung für Gesundheit sind leider
weiterhin mühselig, da dort die Ressourcen fehlen, um gemeinsame Beratungen
systematisch vorzubereiten und zu unterstützen. Herr Prümel-Philippsen hat sich
aber bereit erklärt, alle wesentlichen Ergebnisse der Beratungen der AG5
„Prävention und Selbsthilfe" des „Runden Tisches" des BMG auf der Web-Seite der
BfG (www.bvgesundheit.de) zugänglich zu machen. Es scheint dort eine langsame
Öffnung in Richtung Gesundheitsförderung zu geben, aber die bisherigen
Vorschläge bleiben leider noch weit hinter dem zurück, was bei der Gründung der
Allianz für Gesundheitsförderung im letzten Jahr für sinnvoll und notwendig
erachtet wurde.
Eine erhebliche Barriere bildet weiterhin die geringe Bereitschaft des BMG,
sich des Thema´s Gesundheitsförderung in der Perspektive der Ottawa-Charta der
WHO und einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik anzunehmen.
Fortschritte sind daher gegenwärtig eher in anderen Ressorts der
Bundesregierung zu verzeichnen: Frauengesundheitsbericht beim BMJFFS,
Gesundheitsfördernde Arbeitsumwelten beim BMA, Ernährung und Gesundheit beim
Ministerium für Verbraucherschutz, soziale Stadt beim BMVBW. Eine Koordination
dieser Aktivitäten auf der Ebene der Bundesministerien gibt es gegenwärtig kaum
– eher missgünstige Ressortabgrenzungen. Zwei Bemühungen sollten in diesem
Zusammenhang jedoch gewürdigt werden:
- Die Entwicklung von Gesundheitszielen (Zwischenergebnisse und
Beteiligungsmöglichkeiten unter www.gesundheitsziele.de)
- Die interministeriellen Beratungen zur Nachhaltigkeit, die zu
Empfehlungen im Kontext der Konferenz „Rio+10" führen sollen. (Einladung zur
Beteiligung unter www.nachhaltigkeitsrat.de)
Auch im Rahmen der Enquéte-Kommission zum Bürgerschaftlichen Engagement
werden Vorschläge erarbeitet, die den Aspekt der bürgerschaftlichen Beteiligung
für eine zukunftsfähige Gesundheitspolitik hervorheben und die Notwendigkeiten
einer aktiven Gesundheitsförderung betonen. Nicht zu erkennen ist gegenwärtig,
dass eine der politischen Parteien in ihrer Programmentwicklung für die
Bundestagswahl 2002 bisher auf die Möglichkeiten einer aktiven
Gesundheitsförderungs-Politik eingeht. Es gibt also in dem kommenden Jahr noch
Einiges öffentlich zu vermitteln. Diskussionsvorschläge, die für produktive
Aufregung in den politischen Debatten führen können sind z.B.
- Bildung eines
„neuen" Bundesministeriums für Gesundheitsförderung und nachhaltige Lebensweisen
unter Auflösung des bisherigen BMG und BMJFFS und der Integration von relevanten
Abteilungen aus BMU, BMVV und BMA.
- Systematische Neuordnung der nachgeordneten Bundes-Oberbehörden im Bereich
der Gesundheit, Umwelt, Verbraucherschutz unter Halbierung des Personals und
Verdoppelung der Projektmittel
- Neuordnung und Verlagerung der BZgA an das Hygiene-Museum in Dresden, da
die wesentlichen Initiativen für die Gesundheitsförderung in den nächsten Jahren
eher an der Oder als am Rhein stattfinden müssen.
- Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer um jährlich 5 Prozent für die
nächsten 5 Jahre zum Aufbau des ZukunftsFonds Gesundheitsförderung und lokale
Infrastrukturen der Gesundheitsförderung.
2. Der Rahmen einer integrierenden Gesundheitsförderungs-Politik wird in
einer neu erscheinen Publikation von K. Kellermann, N. Konegen, F. Staeck
(Hrsg.) zum Thema „Aktivierender Staat und aktive Bürger" (Mabuse – Verlag,
Frankfurt 2001) weiter konkretisiert. Wir haben in der Anlage zwei
Kapitel-Einleitungen beigefügt und empfehlen Ihnen dieses Buch sehr zur Lektüre.
3. Für die Entwicklung einer wirksamen Gesundheitsförderung hat eine aktive
Beteiligung der Umweltverbände eine erhebliche Bedeutung. In einem Beitrag für
das BUND-Magazin habe ich daher für ein aktives Engagement geworben. Mit mehr
als 300.000 Mitgliedern zählt der BUND zu den großen Umweltverbänden. Auf der
Bundesdelegiertenkonferenz am 15. – 18. 11. 2001 wurde beschlossen, die Themen
„Umwelt und Gesundheit" und „Gesundheitsfördernde Lebensweisen künftig
stärker zu bearbeiten und Perspektiven einer nachhaltigen Gesundheitsförderung
öffentlich zu thematisieren.
Der Arbeitskreis „Umwelt und Gesundheit" ist für eine aktive Mitarbeit von
InteressentInnen offen (Kontakt: BUND-Geschäftstelle, Am Köllnischen Park 1,
10179 Berlin).
4. Unsere Bemühungen, eine Ziel-Patenschaft für ein Qualifizierungs-Netzwerk
Gesundheitsförderung zu gewinnen, sind erfolgreich verlaufen. Durch die
Unterstützung des Projektes Hochschulen für Gesundheit an der Hochschule
Magdeburg-Stendal kann im Frühjahr 2002 mit einer projektorientierten
Weiterbildung im Bereich „Gemeindebezogene Gesundheitsförderung" begonnen
werden. Die Hochschule wird die Studienorganisation übernehmen, die
Studienmaterialien zur Verfügung stellen und ein Zertifikat für
„Gesundheitsmanagement im kommunalen Bereich" vergeben. Die erste Ausschreibung
ist in der Anlage beigefügt. Angestrebt werden nun Kooperationsvereinbarungen
mit regionalen Bildungspartnern, die die Organisation der lokalen Kursgruppen
übernehmen und die Projektarbeit im Bereich gemeindeorientierter
Gesundheitsförderung unterstützen. Organisationen der Allianz für
Gesundheitsförderung können als institutionelle Kooperationspartner einbezogen
werden. Interessensbekundungen bitte bis zum 15.01.2002 an das Organisationsbüro
- Projekt Hochschulen für Gesundheit
FB Sozial- und Gesundheitswesen
Hochschule Magdeburg- Stendal
Breitscheidstr. 2
39114 Magdeburg
Tel. 0391/ 8864713
email: ines.mula@sgw.hs-magdeburg.de
Dort können die Ankündigungs-Flyer auch in größerer Zahl zum Verteilen
angefordert werden.
Ein Vorbereitungstreffen findet am 25./26.1.2002 in Soest/ Westfalen statt.
5. Aufmerksam machen möchte wir Sie auch auf den Start des europäischen
Studienganges „Health Promotion and Sustainability in Europe" im März 2002 an
der Hochschule Magdeburg- Stendal. Es handelt sich um den ersten
Postgraduierten- Studiengang zur Gesundheitsförderung in Deutschland, der in
einem europäischen Hochschul- Konsortium geplant wurde und der zum
Studienanschluss eines „ European Master in Health Promotion" führt. Die
Professionalisierung und wissenschaftliche Unterfütterung der
Gesundheitsförderung soll durch dieses, von der EU- Kommission und dem Land
Sachsen-Anhalt geförderten Studienangebote in einem europäischen
Kooperationszusammenhang gefördert werden. Von Interesse ist dieses
Studienangebot vor allem für Personen und Organisationen, die eine Beteiligung
an europäischen Projekten und Netzwerken anstreben und sich entsprechende
Kooperationen erschließen wollen.
Kontakt: stefan.etgeton@sgw.hs-magdeburg.de
6. Ein Jahr nach Beginn der Initiative für eine Allianz für
Gesundheitsförderung in Deutschland sind also einige Fortschritte zu
verzeichnen, auch wenn es noch keine tragfähige Organisationsform für die
Initiative gibt. Es bedarf weiterhin einer historischen Gelassenheit, um die von
der WHO bereits in den 70-iger Jahren propagierte, partizipative Neuorientierung
in Deutschland zu verwirklichen. Das öffentliche Interesse wächst aber deutlich.
Die Bereitschaft des Bayerischen Fernsehens, ggf. eine Fernseh-Serie zu
Projekten und neuen Ansätzen der Gesundheitsförderung zu produzieren, ist eine
Beleg dafür (siehe Anlage) und vielleicht ein Ansporn.
Die Gesundheitsakademie bereitet daher für den 25./26.1.2002 in
Soest-Westfalen eine weitere Beratung für alle InteressentInnen an der
Allianz-Initiative vor, auf die wir Sie bereits jetzt aufmerksam machen wollen,
damit Sie den Termin einplanen können.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Eberhard Göpel |