Seite erstellt am 18.08.1998
 Seite aktualisiert am 27.03.2017

Gesundheitspsychologie > Veröffentlichungen > Bücher >
Buch-Rezension

Dean Ornish: „Die revolutionäre Therapie: Heilen mit Liebe - Krankheiten ohne Medikamente überwinden“

Goldmann Verlag, München 1999
Preis: € 8,50

Rezension von Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst MPH
im Mitgliederbrief des Fachbereiches am 28.09.2002

Dies ist ein Buch, dass jeder Gesundheitspsychologe gelesen haben sollte. Ornish widerlegt hier den Mythos, dass nur Ärzte zur Heilung von schwer kranken Menschen beitragen können. Gerade Psychologen finden in seinem Buch die Begründung und die Motivation dafür, dass es sich lohnt, chronisch und schwer Kranke psychologisch zu betreuen und zu beraten.

Der Titel ist vielleicht etwas irreführend, es geht nicht nur um heilende Liebe. Ornish fasst diesen Begriff recht weit und fasst darunter die Themenbereiche soziale Kontakte, emotionale Unterstützung, Nähe, Berührung usw.

In einem sehr umfassenden Teil stellt der Autor große und renommierte Studien zusammen, die den Einfluss von sozialen Kontakten usw., Liebe eben, auf Gesundheit, Krankheit und Heilung belegen. Hier wird eine Fülle von Fakten zusammengetragen, die einen völlig überzeugt, aber in der Menge auch etwas erschlagen kann. Wer noch nach Argumenten für die psychologische Betreuung von schwer Kranken sucht, findet sie hier mit Sicherheit! Dieser Teil ist allerdings recht wissenschaftlich gehalten, also nichts für Menschen, die eher eine unterhaltsame Lektüre suchen!

Wie es in amerikanischen Büchern üblich ist, dürfen auch die Anekdoten und Fallgeschichten nicht fehlen. Ornish beschreibt hier seinen persönlichen Umgang mit dem Thema und wie er sich nach und nach in der Praxis seinen eigenen Theorien annäherte. Durchaus menschlich und verständlich!

Da das Buch sich vorwiegend an Laien richtet, ist auch ein Anleitungsteil enthalten, in dem der günstige Umgang mit Nähe und Gefühlen und eine gesundheitsförderliche Kommunikation beschrieben wird. Hier werden Psychologen wohl nur auf Bekanntes stoßen.

Der letzte Teil des Buches umfasst Interviews und Statements von verschiedenen Experten für das Thema. Das wird es für meinen Geschmack großenteils etwas zu philosophisch, es sind aber auch immer wieder interessante Ansätze und Gedankengänge zu finden.

Fazit: Ein hochinteressantes Buch, dass allen Psychologen und den Menschen, die selbst schwer erkrankt sind, wärmstens empfohlen werden kann. Der Autor geht an sein Thema mit fundierten Kenntnissen, viel Engagement und großer Ernsthaftigkeit heran. Herausgekommen ist ein Buch, über das man viel nachdenken und aus dem man viele Anregungen für die eigene Arbeit und das persönliche Leben ziehen kann. Mich hat es überrascht, wie viel Chancen wir Psychologen haben, Menschen auch bei ihrer körperlichen Gesundung zu helfen! Dieses Buch kann auch den nötigen Motivationsschub liefern, wenn einen mal wieder leise Zweifel an der Sinnhaftigkeit des eigenen beruflichen Tuns beschleichen sollten...